Zuchtrüden/Cystinurie

Liebe Kromidamen,

 

Seit meiner Zuchtzulassung am 17.10. 2014 ist in der großen "Kromifamilie" und auch in der "Kieselfamilie" viel passiert.

Leider hat sich herausgestellt, dass 3 meiner 10 Brüder an der Kromfohrländer Cystinurie leiden. Nun ist bekannt geworden, dass auch ich Cystinurie habe.

Marlene dachte, sie hätte etwas Blut in meinem Urin gesehen und machte sofort einen Termin bei der Tierärztin. Wir Kromis sind selten und die spezielle Cystinurie ist nicht mit der anderer Rassen zu vergleichen. Deshalb wissen die Tierärzte vor Ort nicht genug über die Erkrankung. (Schließlich müssen sich auch noch mit Katzen, Kaninchen und Vögeln auskennen.) So war es auch bei unserer Tierärztin. Obwohl Marlene ihr von der Erkrankung erzählt hatte, gab es zunächst nur sanfte Mittel gegen eine Blasen- bzw. Harnwegsentzündung. Marlene hatte zwar nicht noch ein zweites Mal Blut in meinem Urin gesehen, trotzdem brachte sie vorsichtshalber am nächsten Tag etwas Urin in die Tierklinik Bielefeld. Dort stellte sich heraus, dass mein Urin Cystin enthielt. Das anschließende angefertigte Röntgenbild zeigte schwach abgebildet mehrere kleine Steine und einen etwas größeren mit etwa 3 mm in der Blase.

Wie gut, das Marlene mit mir schnell zu einem Spezialisten gefahren war. Dank  der hervorragenden Informationen vom RZV sowie der Besitzerin von Bajus Bruder konnte Marlene zügig und vor allem sinnvoll reagieren!

Dr. Pantke an der Tierklinik  Anicura in Bielefeld ist Urologe und beherrscht die Endoskopie durch die männliche U-förmige Hundeharnröhre und ist in der Lage Steine mit dem Laser zu zerstören. Tierärzte vor Ort würden den Penis abschneiden und eine sog. Fistel setzen, einen künstlichen Ausgang, weil sie Steine aus der Harnröhre anders nicht herausbekommen. Dann doch lieber zum gut ausgestatteten Spezialisten. Bei mir saß noch nichts in der Harnröhre, nur passte der 3 mm Stein nicht mehr hindurch. Deshalb wurde er mit dem Laser zerkleinert und dann mit den anderen Krümmeln durch die Harnröhre  ausgespült. Das ersparte mir einen Bauchschnitt und Schlimmeres.

Die Kromfohrländer Cystinurie ist eine besondere Art unter den Cystinurien, von denen es mehrere gibt. Sie ist noch nicht erforscht, die Wissenschaftler arbeiten aktuell daran im Auftrag des RZVs. Man weiß, diese Art wird irgendwie von den männlichen Sexualhormonen beeinflußt. Es sind ausschließlich intakte Rüden betroffen. Kastrierte Rüden, Hormon gechipte und Kromi-Mädels bekommen keine Cystinsteine.

Diese Cystinform läßt sich übrigens NICHT durch die Ernährung beeinflussen! Auf teures, nicht schmeckendes Diätfutter vom Tierarzt könnt ihr also getrost genauso verzichten, wie auf eine aufwändige Diätberatung, falls ihr zufällig auch zu den wenigen Rüden gehören solltet, die eine Kromfohrländer-Cystinurie haben. Alles, was aus heutiger Sicht hilft, ist die baldige Entmannung!

Nach einer Kontrolle des Urins durch eine zweites Labor und die Bestimmung der Steinchen war die Lage dann zweifelsfrei zu meinen Ungunsten geklärt.

Eine Woche nach der Entfernung der Steine folgte die Kastration. Echt blöd, aber die Gesundheit geht vor. Ich bin gespannt, ob ich bald so hoch belle, wie meine Shelti-Nachbarinnen ;)

Steine scheinen sich relativ schnell bilden zu können. 4 Wochen nach einer Ultraschallkontrolle, bei dem keine Steine gefunden wurden und dem anschließenden Setzten eines Hormonchips, wurde bei meinem Bruder nochmals ein Stein in der Harnröhre entdeckt. Offensichtlich hatte dieser Stein sich gebildet, während der Chip noch nicht seine volle Wirkung entfaltet hatte.

 

Einige meiner Brüder sind als Deckrüden gelistet und Anfragen gegenüber nicht abgeneigt. Benjie, Caro, und Caius vom glatten Kiesel sind meine direkten Brüder. Meine Halbbruder und Darius vom glatten Kiesel muss bis zu seinem ersten Deckakt, den er ab dem 24.12.2017 durchführen darf, noch ein wenig warten.

Auch einige meiner Schwestern und Halbschwestern möchten noch Nachwuchs bekommen und sind auf der Suche nach passenden Bräutigamen.

In der Linie der "glatten Kiesel" ist seinerzeit akribisch darauf geachtet worden andere Erkrankungen, die bei den Kromfohrländern vorkommen können auszuschließen. Das ist sehr gut gelungen. Die Cystinurie war bisher in diesen Linien nicht auffällig. Im Gegensatz zu einigen anderen Krankheitsbildern, die aus heutiger Sicht mit Erfolg vermieden worden sind (z.B. Autoimmunerkrankungen, Epilepsie oder Arthrose), läßt sich die Cystinurie ganz einfach mit der Kastration der betroffenen Rüden behandeln. Die Belastung ist für Halter und Kromi also überschaubar. Bisher sind in 10 Jahren 24 an dieser Cystinurie erkrankten Kromfohrländer bekannt. Selbst wenn man eine gewisse Dunkelziffer hinzu zählt, sind es wenige Rüden im Verhältnis zur gesamten Population in dieser Zeit. Kurioserweise gab es nur einmal eine Weitergabe der Erkrankung von den Vater an den Sohn und dann an dessen Enkel, wenn Marlene das richtig verstanden hat. Auf jeden Fall wurde in den allermeisten Fällen die Erkrankung nicht an deren Nachfahren festgestellt.

Daher sind die Geschwister und Nachkommen betroffener Rüden in der Zucht verblieben.

Ein Restrisiko bleibt immer, es sind Lebewesen. Doch die allgemeine Gesundheit meiner Brüder und Schwerstern, auch ihr Wesen sowie ihr Erscheinungsbild kann man durchaus als hervorragend bezeichnen. 

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